Comics sind ein fester Bestandteil meines Lebens. Ich liebe Comics. Das Zusammenspiel von Text und Bild in dieser Kunstform ist unvergleichlich schön und bereitet mir unendlich viel Freude. Leider kann ich so gut zeichnen wie ich Klavier spielen kann - nämlich gar nicht. Von daher bleibt mir nichts anderes übrig als Comics zu lesen und zu sammeln, was ich dann aber auch mit großer Hingabe mache. Ich durfte zehn Jahre lang im Frankfurter Comicshop Comica arbeiten - meine Sammlung ist dadurch nicht unbedingt kleiner geworden. Welche Comics ich besonders gern mag, erfahrt ihr im Folgenden. Und am Ende dieser Seite gibt es mich dank meines großartigen Illustrators Zapf sogar als Hauptdarsteller einiger Comic-Strips zu bewundern.

 

 

 

 

 

Als Comica 1988 eröffnete, bestand meine Comic-Sammlung nur aus einer kompletten Asterix-Ausgabe und einigen Spinne-Taschenbüchern. Ich hatte keine Ahnung, welche Schätze noch auf mich warteten.

 

Es dauerte nicht sehr lang bis ich herausfand, dass ich ein Freund der franko/belgischen Schule war. Als erstes hatte es mir Hergé angetan, der Begründer der Ligne Claire und Erfinder einer der zeitlosesten und wundervollsten Comic-Serien bislang: "Die Abenteuer von Tim und Struppi". Hergé war ein Perfektionist, im Erzählen sowie in der detailgenauen Weise seines Zeichnens. In Frankreich und Belgien sind Tim und Struppi populärer als Micky Maus, der Stellenwert der Comics im Allgemeinen ist dort wesentlich höher als hierzulande, was sich in den letzten Jahren glücklicherweise etwas gebessert hat. Comics sind Kunst, soviel sollte feststehen, wobei Kunst natürlich nicht immer mit Qualität gleichzusetzen ist.

Der zweite ganz große Comic-Künstler, dessen gesamtes Werk ich gierig verschlang, starb Anfang 1995, am 5. Januar, kurz nach seinem 73. Geburtstag, an Herzversagen. André Franquin hatte die Serie "Spirou und Fantasio" übernommen und in kürzester Zeit erfolgreich gemacht. Für Spirou und Fantasio erfand er das Marsupilami, für das er später auch eine eigene Serie entwickelte. Wenn ich sage, dass die Figur des Marsupilamis einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat, dann ist das tatsächlich buchstäblich zu verstehen, denn es ziert, durch eine Nadel und drei Stunden Schmerzen verewigt, mein rechtes Schulterblatt. Franquins bekannteste Figur und gleichzeitig sein "Lieblingskind" ist Gaston, der tollpatschige und arbeitsscheue Bürogehilfe, für den er Spirou und Fantasio an einen anderen Zeichner abgab. Gaston ist mit Sicherheit Franquins' witzigste Serie, sein Humor war einzigartig, aber er hatte auch eine andere Seite, eine sehr dunkle Seite, die in seinem schwarz-weiß Band "Schwarze Gedanken" dokumentiert ist, der alle Zeichnungen und Strips enthält, die der manisch-depressive Franquin in seinen depressiven Phasen zu Papier gebracht hat. In seinen letzten Lebensjahren hat er kaum noch gearbeitet, einzig eine neue Seite Gaston pro Jahr konnte er sich nicht verkneifen.

 

 

Ebenfalls leider schon verstorben ist der Franzose Yves Chaland, ein weiterer, wenn auch moderner Verfechter der Ligne Claire. Chaland starb 33jährig am 18.7.1990 an den Folgen eines Autounfalls. Mit ihm starb seine vierjährige Tochter, seine Frau überlebte. In seiner kurzen Lebenszeit kreierte er die Serien "Freddy Lombard" und "Klein-Albert", außerdem zeichnete er eine Spirou und Fantasio-Geschichte, allesamt äußerst lesenswert.

Weitere franko/belgische Comic-Künstler in meiner Sammlung: Roba ("Boule & Bill", "Die Rasselbande"), Tillieux ("Jeff Jordan"), Turk/De Groot ("Robin Ausdemwald", "Leonardo"), Tome/Janry ("Der kleine Spirou"), Peyo ("Die Schlümpfe"), Beck/Cauvin ("Sammy & Jack)", Morris/Goscinny ("Lucky Luke")

 

Um amerikanische Comics habe ich jahrelang naserümpfend einen weiten Bogen geschlagen, bis ich auf "Bone" von Jeff Smith gestossen wurde. Beim ersten Durchblättern rümpfte ich immer noch die Nase. "Ein schwarz-weiß-Comic?!?", dachte ich, "Nicht mein Ding!" Aber mein Kollege im Comica ließ nicht locker und bestand darauf, dass ich es mit nach Hause nehme und lese. Heute bin ich süchtig nach Bone, nach der Geschichte dreier Cousins in einem ihnen fremden Land voller Abenteuer, voller Magie und Mysterien, Drachen und Monster. Eine liebevoll erzählte, witzige und spannende Geschichte über Gut und Böse - mittlerweile auch komplett in Farbe erschienen. Mit "RASL" hat Jeff Smith inzwischen eine zweite Serie komplett veröffentlicht.

Nachdem ich meine grundsätzliche Aversion gegen amerikanische Comics über Bord geworfen hatte, war ich bereit weitere Schätze zu entdecken. Als nächstes stieß man mich auf einen 59 DM teuren, 226 Seiten dicken Sammelband namens "Stray Bullets". Wieder schreckten mich die schwarz-weiß-Zeichnungen zuerst ab und erneut ließ ich mich eines besseren belehren. Zuerst dachte ich, Zeichner David Lapham versucht nur der Tarantino der Comics zu werden, aber ich stellte schnell fest, dass er wesentlich mehr kann. Stray Bullets erscheint dreimonatig in Einzelheften, allerdings sind die Geschichten in sich abgeschlossen, wobei einzelne Personen immer wieder als Haupt- oder Nebenpersonen auftauchen. Die Geschichten sind sehr unterschiedlich, teils gewalttätig, teils skurril, oft auch völlig unspektakulär dahinplätschernd, aber dennoch immer fesselnd und aufregend. Nach einer sehr langen Pause macht Lapham mittlerweile wieder weiter mit "Stray Bullets" und es gibt noch zwei andere tolle Serien von ihm ("Murder me dead" und "Young Liars").

Meine absolute amerikanische Lieblingsserie ist unumstößlich "Preacher" von Garth Ennis und Steve Dillon. Ennis ist der abgefahrenste Comic-Autor dieser Zeit - seine Geschichten strotzen vor skurriler Gewalt, schwarzem Humor und echter, nicht kitschiger Romantik. Ein weiteres Highlight von ihm ist die Serie "Hitman", die hier leider nur als Zweitserie in "Lobo" erschienen ist und somit nicht die ihr gebührende Aufmerksamkeit erhielt. Außerdem hat Ennis dem Punisher neues Leben eingehaucht und noch viele weitere Serien geschrieben. Und dieses Jahr wird auch endlich einer meiner größten Wünsche wahr: "Preacher" wird als TV-Serie bei AMC verfilmt - ich bete, dass man sich dort nah an die Comicvorlage halten wird.

 

Hier noch ein paar hervorragende Comic-Serien der letzten Jahre, die ich euch nur allerwärmstens empfehlen kann: 

 

 

 

 

Und hier nun wie oben angekündigt ein paar Comicstrips mit mir als Hauptfigur. Gezeichnet hat sie mein großartiger Illustrator und Freund Zapf. Das war eines unserer ersten gemeinsamen Projekte, noch bevor "Der große Nick" veröffentlicht wurde. Leider hat sich kein Comic-Verlag für den unglaublich aufregenden Alltag eines Autors interessiert, sonst hätten wir noch mehr Strips gemacht. Aber jetzt können sie wenigstens hier veröffentlicht und gelesen werden  - viel Spaß damit!